Stahl und Eisen: Celestron CGEM
Wer nicht in's Fitness-Studio geht, der schleppt Montierungen durch die Gegend. Je schwerer, desto besser.
Die Montierung ist neben dem Beobachtungsgerät zentraler Ausrüstungsgegenstand des Hobbyastronomen. Sie stellt das Verbindungsglied zwischen Teleskop und Erdboden, beziehungsweise dem Stativ dar und ist das Fundament, auf dem alles ruht und um das sich buchstäblich alles dreht. Montierungen gibt es in verschiedenen Arten und Ausstattungen. Die gängigsten Montierungsarten sind:
Azimutale Montierung
Diese Version ist am ehesten mit einem Fotostativ vergleichbar. Das Teleskop oder die Kamera kann hiermit in der horizontalen Achse links/rechts und in der vertikalen Achse hoch/runter bewegt werden. Hauptsächlich finden diese Montierungen bei terrestrischer Beobachtung ihre Anwendung, doch auch visuelle Himmelsbeobachtungen können durchgeführt werden, für den fotografischen Einsatz am Himmel ist sie wenig geeignet.
Gabelmontierungen und sogenannte "Dobson" Montierungen, letztere auch Rockerbox genannt, sind spezielle Formen von azimutalen Montierungen. Diese sind trotz relativ einfachem Konzept äusserst stabil, können jedoch nicht in der Polachse auf den Himmelsnordpol ausgerichtet werden, was sie nur bedingt fotografisch tauglich macht. Bei präziser Bewegung mit Motoren und Computersteuerung kann dies jedoch ebenfalls gelingen.
Parallaktische Montierung
Die parallaktische Montierung basiert auf einem gänzlich anderen Konzept. Mit ihr ist es möglich, die Drehung der Erde, die im laufe der Zeit die Sterne über den Himmel wandern lässt, exakt per Gegenbewegung auszugleichen. Dazu hat sie eine Stundenachse, welche je nach Breitengrad des Beobachtungsstandortes im gleichen Winkel zum Horizont geneigt wird. Senkrecht auf der Stundenachse steht die Deklinationsachse, welche auf den Himmelsäquator zeigt und an der Das Teleskop befestigt ist. Daher auch der Begriff äquatorial. Der Drehpunkt, um den sich die Stundenachse bewegt nennt man Polachse. Diese wird mittels diverser Verfahren auf den Himmelsnordpol ausgerichtet. Durch die rechtwinklige Anordnung der Deklinations- gegenüber der Stundenachse ist das Gewicht des zu tragenden Beobachtungsgerätes mittels Gegengewichten, die an der Stundenachse gegenüber dem Teleskop befestigt werden, auszugleichen.
Klingt kompliziert?
Ist es auch, zumindest anfangs. Vor allem die Ausrichtung der Polachse auf den Himmelsnordpol kann ohne Einübung zum Haarausfall durch raufen selbiger führen. Belohnt wird man jedoch durch die gute Nachführmöglichkeit, vor allem für den fotografischen Einsatz. Allerdings gibt es vielerlei Methoden und Hilfsmittel um sich das einnorden einfacher zu gestalten. Einige Stichworte sind Polsucher, welche kleine Miniteleskope mit Hilfsskalen sind, die in die Polachse eingesetzt werden, die sogenannte Scheiner-Methode, nach dem deutschen Astrophysiker Julius Scheiner (1858-1913) oder das Kocab/Kochab Verfahren.
Heutzutage kommen moderne Montierungen mit Motoren und Computersteuerungen um die beschriebenen Bewegungen der verschiedenen Achsen autark bewerkstelligen zu können. Mit ihnen ist es möglich, Himmelsobjekte per Knopfdruck anzufahren, um sie dann nachgeführt in Ruhe beobachten zu können. Auch Einnorden kann, je nach Modell, mittels eingebauter, softwaretechnischer Lösungen der Montierungen relativ einfach gestaltet werden.
Nichtsdestotrotz geht das aber auch alles per Hand und Augenmaß. Der gute Herr Scheiner, Gott hab' ihn selig, hatte ja auch keine Computer und Servomotoren in seinem Fundus.
Gänzlich abzuraten ist übrigens von der Käpt'n Hook-Montierung, bei der das Teleskop ohne jegliche Befestigung frei mit einer Hand gehalten und einem, die andere Hand ersetzenden, Metallhaken stabilisiert wird.